voriger Artikelalle Neuigkeitennächster Artikel

Zum Ostersonntag

Ein Gottesdienst aus der Jesus-Christus-Kirche mit Pfarrerin Martina Kämper und Kirchenmusikerin Elke Bernitt

 

Der CVJM-Posaunenchor spielt für uns

Link zum Gottesdienst:

https://soundcloud.com/thomas-bernitt/ostersonntag-2020

 

Wer mag, kann diese Andacht ausdrucken

und an Freude und Nachbarn verteilen,

die keinen Internetanschluss und damit auch

keinen Zugang zu unserer Homepage haben.

 

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

In der Freude über das Osterfest sind wir miteinander verbunden – wo immer wir uns auch gerade aufhalten.

Ich grüße Sie ganz herzlich! Ich bin Pfarrerin Martina Kämper; musikalisch gestaltet wird diese Andacht von Elke Bernitt.

Auch wenn wir in diesem Jahr nicht zum Gottesdienst zusammenkommen können – wir haben doch Gemeinschaft, sind verbunden in Gedanken und Gebet. Und die Türen der Jesus-Christus-Kirche stehen für jeden Einzelnen, jede Einzelne offen. In diesen Tagen werden Sie dort österliche Impulse finden, die Sie auch gern mit nach Hause nehmen können.

Jesu Auferstehung – das ist der Sieg der Liebe Gottes, der Sieg des Lebens über Leid und Tod. Das ist ein Grund zu großer Freude, und der wollen wir jetzt Raum geben.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Psalm

Hören wir Verse aus Psalm 118

Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.

Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:

Die Rechte des HERRN behält den Sieg!

Die Rechte des HERRN ist erhöht;

die Rechte des HERRN behält den Sieg!

Ich werde nicht sterben, sondern leben

und des HERRN Werke verkündigen.

Der HERR züchtigt mich schwer;

aber er gibt mich dem Tode nicht preis.

Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit,

dass ich durch sie einziehe und dem HERRN danke.

Das ist das Tor des HERRN;

die Gerechten werden dort einziehen.

Ich danke dir, dass du mich erhört hast

und hast mir geholfen.

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,

ist zum Eckstein geworden.

Das ist vom HERRN geschehen

und ist ein Wunder vor unsern Augen.

Dies ist der Tag, den der HERR macht;

lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

 

Laudate omnes gentes

Lesung: Joh 20,11-18

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: »Ich habe den Herrn gesehen«, und was er zu ihr gesagt habe.

Orgel: Halleluja.

 

Andacht

Frohe Ostern! Das wünsche ich Ihnen von Herzen. Frohe Ostern! Berühre ich mit diesem Wunsch Ihr Herz oder treffe ich einen wunden Punkt? Fröhlichkeit, Jubel, Osterlachen - ist das in diesem Jahr überhaupt dran? Kein Festgottesdienst, keine Feiergemeinschaft und überhaupt: Die Welt steht seit Wochen sehr still im Vergleich zu sonst – sie hält den Atem an. Das öffentliche Leben ist fast eingeschlafen. Was wir noch vor wenigen Wochen für blanken Unsinn gehalten hätten, ist urplötzlich Alltag geworden. Unser Leben läuft nicht mehr in den sicher betonierten Bahnen. Persönliche Begegnungen beschränken sich auf ein Minimum. Die einen – in den Pflege- und Versorgungsberufen - haben viel zu viel Arbeit und fragen sich, wie lange sie das noch durchhalten, die anderen sind in einer Zwangspause, haben Verdienstausfälle oder müssen mit ansehen, wie ihre wirtschaftliche Existenz, die sie sich mühevoll aufgebaut haben, gerade wegbricht. Viele unserer Planungen sind nur noch Papier, Routinen sind radikal gekappt. Angst vor Ansteckung, Einsamkeit und Krankheit sind lähmende Realitäten für so viele. Dann die vielen Informationen, Infektions- und Sterbezahlen hier und weltweit; die kann man nicht einfach zur Kenntnis nehmen. Sie machen etwas mit uns – bewusst und unterbewusst. Und dann entsteht oft so eine merkwürdige Gefühlsmischung aus Starre und innerer Unruhe. Da sind diese ambivalenten Empfindungen: angesichts von Leid und Sterben hat man persönlich ja eigentlich keinen Grund zu klagen: Zum Glück noch gesund und gut versorgt. Und doch die Belastung. Zu wenig Nähe – oder zu viel: Dieses ständige Zusammensein (Es gibt auch zu viel des Guten!). Nicht selten kollidierten vor den Ferien E-Working und E-Learning, Ruhe- und Abwechslungsbedürfnis. Alles konzentriert sich, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt. Ablenkung täte jetzt gut, Gewohnheiten würden Halt geben. Eine Umarmung, ja schon ein Schulterklopfen würde helfen. Aber: alles ist jetzt anders.

Frohe Ostern?

Nun, eine gute Nachricht – das wäre schon was! Aber im Herzen sind viele noch gar nicht so österlich gelöst. Sie hängen eher noch im Karsamstagsgefühl fest. In einer Wartehaltung, statisch, drückend, fast grabesstill – und so gar nicht hoffnungsfroh und zukunftssicher. Schluckt die Stille den Osterjubel? Überlagern Sorgen, Ängste und Leid nicht die Freude des Festtags?

Vielleicht ist es in diesem Jahr, in dem so Vieles zu wahr ist, um schön zu sein, besonders schwer, etwas zu glauben, das fast zu schön ist, um wahr zu sein. Vielleicht ist es besonders schwer, dem Gefühl der Skepsis zu entkommen. Vielleicht ist da nur eine ganz leise Hoffnung, dass das Osterlicht bis in die Dunkelheiten, Einsamkeiten und Unsicherheiten hinein und bis zu denen strahlt, die um ihr wirtschaftliches, seelisches oder körperliches Überleben kämpfen.

Aber brauchen wir leuchtende Ostererfahrungen dann nicht nur trotzdem, sondern gerade deswegen?

Ich meine, ja. Und das müssen wir nicht künstlich herbeireden. Mit unseren Fragezeichen, unserer Zaghaftigkeit unserer vielleicht verhaltenen Stimmung sind wir in den Osterevangelien bestens aufgehoben.

Denn erstens bedeutet Ostern ja nicht, dass plötzlich Sorgen, Leid und Tod einfach vergessen oder überlagert werden. Jesus erscheint nicht mit fulminantem Feuerwerk, Pauken und Trompeten, sondern sehr leise – und er trägt seine Wundmale. Als auferstandener Gekreuzigter ist er ganz nah am Leben und Leiden auf Erden. Ja, Ostern verheißt die Überwindung von Schrecken und Schmerzen, Leid und Leere, aber es löscht diese Erfahrungen nicht aus. Schon immer mussten Menschen mit der Osterbotschaft gegen harte Realitäten anglauben.

Und noch aus einem anderen Grund können wir uns getrost mit all dem, was uns beschäftigt und unser Herz gerade noch bindet, auf Ostern einlassen. Wir befinden uns in guter Gesellschaft, wenn wir Zeit brauchen, Ostern bei uns ankommen zu lassen. Ideale Bedingungen hatte die Osterbotschaft von Anfang an nicht. Die Evangelien erzählen deutlich, wie schwer es ist, Ostern zu begreifen. Der Funke sprang nicht sofort auf alle über. Noch nie geschah Ostern auf Knopfdruck, oder weil es im Kalender stand. Ostern braucht und brauchte immer Menschen, die es auf sich wirken lassen. Ostern ist Daueraufgabe und Dauergabe. Ostern hat kein Ablauf- oder Verfalldatum. Ostern ist eine Konstante, ein Prozess; und es ist sogar gut, wenn wir uns kontinuierlich damit auseinandersetzen und unsere ganz persönlichen Ostererfahrungen machen. Wir haben die Erlaubnis, wachsen und reifen zu dürfen. Eine Schnellstraße zu Ostern gab es nie. Das ist kein exklusives 2020-Problem.

Unsere Probleme und Fragen sind denen der Jüngerinnen und Jünger nach der Auferstehung verwandt. In der Überlieferung ist bei den Ostererscheinungen von 40 Tagen die Rede. Und raumgreifende Begeisterungsstürme stellten sich erst nach 50 Tagen, an Pfingsten, ein. Es dauert also lange, bis sich Ostern ausbreitet. Es geht nicht automatisch, es braucht die Begegnung. Erst dann ist die Erfahrung nachhaltig.

Und das Ankommen der Osterbotschaft geschieht nicht über Worte, sondern in der Begegnung mit Jesus. Jesus erwartet keine Halleluja-Chöre, er ist nicht enttäuscht über Gefühle der Verunsicherung. Nein, er hilft mit großer Liebe und Zuwendung immer wieder ins Leben zurück - damals den ratlosen, planlosen Jüngerinnen und Jüngern und heute uns. Er sorgt dafür, dass das, was erloschen scheint, wieder aufflammen kann.

Schauen wir auf Maria Magdalena am Ostermorgen: Sie ist tieftraurig, gar nicht richtig aufnahmefähig, sucht nach Antworten. Aber das darf sein. Genau in dieser Situation steht Jesus hinter ihr und ruft sie bei ihrem Namen, lässt sie wieder sich selbst und seine Gegenwart spüren (Joh 20,11-18).

Und da ist Petrus. Unrühmlich, wie er Jesus verleugnet hat. Das Johannesevangelium (Joh 21, 15-19) erzählt, wie Jesus ihn ganz persönlich anspricht und ihn dreimal fragt: Hast du mich lieb? Mit jedem einzelnen Ja bekommt er die Gelegenheit, sein dreifaches, der nackten Angst geschuldetes Versagen wieder aufzuwiegen. Da sind keine Vorhaltungen, keine Vorwürfe, sondern Vergebung und Verantwortungsübergabe.

Jesus dringt zu Thomas vor (Joh 20,19-29) – obwohl vor Haus und Herz die Schotten dicht sind, obwohl er große Zweifel hat. Die Begegnung ist so intensiv, dass er die leibliche Berührung dann schließlich wohl gar nicht mehr braucht und aus vollem Herzen bekennen kann: „Mein Herr und mein Gott!“

Was ist mit den Emmaus-Jüngern (Lk 24,13-35)? Sie kannten die Osterbotschaft, aber die machte nichts mit ihnen. Es blieben Worte, und sie selbst blieben traurige Menschen, die nur noch weg wollten. Weg vom Ort des Geschehens, weg von Jerusalem. Aber Jesus geht ihnen nach, geht mit, fragt, hört zu und schenkt ihnen seine Gemeinschaft – bis sie wieder etwas fühlen „Brannte nicht unser Herz in uns?“, bis sie die Auferstehung spüren und selbst aufstehen, um nach Jerusalem zu laufen und dort von ihrem Erleben zu erzählen.

Keine verordneten Gefühle, sondern selbst beschrittene, persönlich durchfühlte Glaubenserfahrungen. Das ist Ostern. Das kann langsam und leise geschehen, vielleicht ist es am Anfang auch nur der Hauch einer Ahnung. Aber es ist großartig: Jesus ist auferstanden. Und darin hat Gott dem Tod und allen tödlichen Mächten in der Welt das letzte Wort genommen. Gott hat an Jesus seine Liebe und Treue – auch in den dunkelsten Momenten – gezeigt. Er hat gezeigt, dass er keinen Menschen hängen lässt. Dieser Osterglaube will aus uns keine Illusionäre oder weltfremde Idealistinnen machen. Wir wissen, dass Glaube kein Leben ohne Ängste, ohne Leid und Gefahren garantiert, aber wir leben auf Hoffnung hin. Im Licht der Auferstehung wird das eigene Leben transparent für das, was hinter den Steinen und Bruchstücken liegt, die unsere Träume begraben und unser Leben belasten. Ostern ist Gottes Nein gegen den Tod. Und bei Gottes Nein gegen den Tod geht es nicht allein um unsere körperliche Vergänglichkeit. Gottes Nein gegen den Tod bedeutet: Gott will, dass unsere Identität lebendig, unser Personsein unversehrt bleibt. Gott will, dass wir heil werden, im Tod aber auch im Leben. Ostern bedeutet Auferstehung, und Auferstehung bedeutet dann auch Aufstand gegen alle tödliche Bedrohung, gegen alles, was es uns schwer oder unmöglich macht, unsere Identität zu bewahren und zu entfalten.

Vielleicht haben wir in diesem Jahr sogar eine besondere Sehnsucht nach der Osterbotschaft. Versammlungs- ja Kontaktverbote schränken uns ein. Wir erfahren, dass Bedrohungen keinen Bogen um uns machen. Wegsehen und Wegschieben funktionieren nicht. Egal, ob wir im Moment zu viel arbeiten müssen oder zu wenig arbeiten können, verarbeiten müssen wir alle ganz viel. Wir müssen die Statik unserer Lebenssicherheiten überdenken oder sogar neu berechnen. Die Krise ist ein Brennglas unserer Bedürftigkeit. Wir brauchen Trost. Das heißt nicht Ablenkung. Trost erfahren, heißt, dass ich traurig sein, Angst haben darf. Trost ist die Erfahrung, aufgefangen zu werden. Und das ist eine österliche Erfahrung.

Vielleicht sind wir in diesem Jahr dünnhäutiger, aber gerade dadurch auch berührbarer für die Osterbotschaft.

Wenn Selbstverständlichkeiten wegbrechen, setzt uns das in ein neues Verhältnis zu den Dingen; wir können viel deutlicher wahrnehmen, wo das Leben zu kurz kommt, wo wir und andere unsere Alltagstode sterben. Vielleicht können wir uns, umgekehrt, auch noch mehr freuen, wenn Leben gut ist, wenn Leben – das eigene und das der anderen – gelingt; können mehr wertschätzen und pflegen, was sonst so selbstverständlich ist. Wie leicht geht das in der Geschäftigkeit des Alltags sonst unter. Wir sind konfrontiert mit uns selber, unserem Glauben, unseren Zweifeln – und für viele ist das ein Moment zum Umdenken und Umlenken. Das ist ein wichtiger Prozess, aber er kann schwer und schmerzhaft sein.

Wie sehr braucht es da die österliche Ermutigung, aufzustehen, zu hoffen und hinter herausfordernden Realitäten und düsteren Prognosen immer doch noch die Möglichkeiten zu sehen. Da ist diese Gotteskraft, die wir vielleicht im Moment noch undeutlich wahrnehmen, die sich aber Bahn bricht. Ostern sagt, dass Gott gerade im Schweren seine Kraft entfaltet. Dass das Leben und Gottes Liebe stärker sind als das Kreuz und als unsere Kreuze. Es tut gut zu hören, dass wir vielleicht zwischendurch ratlos und mutlos, aber niemals haltlos sind. Dass wir uns vielleicht einsam fühlen, aber nie und nimmer allein sind. Ostern ist das Licht am Horizont. Lebenskraft. Und diese Lebenskraft ist deshalb so groß, weil wir sie nicht mehr in die Angst vorm Tod investieren müssen, sondern ins Leben. Und genau danach sehnen wir uns: Nach einem Leben in Fülle.

Und das ist uns verheißen. Aber wir sind dabei nicht unbeteiligt. Die Osterbotschaft würde verhallen, wenn wir ihr bloß einmal im Jahr Zeit um Raum gäben. Wir müssen sie verinnerlichen, sie in und an uns arbeiten lassen. Wir müssen sie nicht begreifen, aber ergreifen – ein bisschen ratlos vielleicht – aber ergreifen, in die Hand nehmen und etwas damit machen. Wir sind nicht Zuschauer und Zuhörerinnen, die die Osterbotschaft mehr oder weniger interessiert konsumieren, sondern wir sind Teil des Geschehens.

Ja, gerade jetzt brauchen wir Ostern. Weil es uns Perspektive schenkt. Die Räume und Planungshorizonte sind ja im Moment viel enger als sonst. Und Ostern öffnet wieder den Blick, gibt Weite. Jesu Auferstehung ist das Lebens-Ja schlechthin. Und genau dadurch bekommen wir die Erlaubnis, mit kraftvollen Farben schöne Zukunftsbilder zu malen – nicht nur für die jenseitige, sondern auch hier und jetzt für diese Welt.

Das Belebende an Ostern werden wir nie durch historische Fakten erfahren, sondern immer durch seine Präsenz. Durch seine Dynamik, die etwas bei uns in Gang setzt. Der Tod ist entmachtet, das hat Gott durch Jesus für uns getan. Der Sieg des Lebens will begangen, gefeiert, aktualisiert werden. Und jetzt sind wir gefragt. Im Licht und in der Kraft von Ostern gilt es, auch die vielen, vielschichtigen Tode, die Leblosigkeiten und Lieblosigkeiten, die unser Leben lähmen und leer machen, zu überwinden.

Wir sollen nicht Worte verwalten, sie nicht irgendwo in unserem Inneren ablegen und bloß registrieren, sondern darauf reagieren. Es ist eben kein „leeres Geschwätz“ (Lk 24,11), sondern Erfahrung. Und damit sind wir unvertretbar gefordert, aktiv zu werden. Das muss nicht triumphal sein. Das kann durchaus Züge von Trotz und Widerstand haben. Handeln statt zu hadern.

Neues Leben vermuten und suchen, wo es eigentlich keiner mehr erwartet hätte. Ja, im Moment spüren wir wahrscheinlich deutlicher als je zuvor, dass wir nicht alles in der Hand haben. Aber das kann auch eine wohltuende Demut bewirken. Könnte es sein, dass das Gefühl der Machtlosigkeit die Achtlosigkeit verringert? Wir merken plötzlich, was es bedeutet, wirklich solidarisch und mitmenschlich zu sein. Wie wichtig es ist, globale Geschwisterlichkeit an die Stelle von Nationalismen und Egoismen zu setzen. Wir erleben, dass angesichts verordneter Kontaktarmut der Wunsch nach Nähe wächst und wie viele kreative Ideen für ein gutes Miteinander aufblühen.

Osterfreude ist Lebensfreude; und damit gehört sie mitten ins Leben. Ostern ist ein Aufstand gegen den Tod. Auch gegen das Totsein mitten im Leben. Da heißt es aufzustehen, aufzubrechen. Einfach ist das sicher nicht. Da sind keine Königswege und Gelinggarantien. Auferstehung ist ein Kraftakt. Aufbruch bedeutet oft auch Abbruch. So wie auch der Auferstehung Angst, Tränen, Traurigkeit Schmerzen, Sterben und Tod vorausgehen. Aber Gott schenkt uns die Kraft, Gott hilft uns, das Not-Wendige zu tun. Seine Kraft ist unerschöpflich.

Die Kraft von Ostern ist Startenergie für Veränderung, Startenergie für Verbesserung für eine Auferstehung auch schon im Leben, ins Leben.

Amen.

Musik: Auf, auf, mein Herz mit Freuden (Evangelisches Gesangbuch, Lied Nr. 112)

 

Fürbitten und Vaterunser

Du, Gott des Lebens, an diesem Ostertag feiern wir den Sieg deiner Liebe über den Tod.

Wir spüren in diesen Tagen deutlicher als je zuvor, wie zerbrechlich das Leben ist; und wir spüren, wie kostbar die innere Verbundenheit ist – zu unseren Mitmenschen und zu dir.

Stärke in uns das österliche Vertrauen, dass du das Leben willst. Wir denken an alle, die unter Angst, Schuldgefühlen, Einsamkeit und Krankheit leiden.

Lass uns zu Botinnen und Boten der österlichen Hoffnung werden. Wir denken an die Menschen, die zurzeit große Sorgen haben, die um ihre körperliche, seelische und wirtschaftliche Existenz bangen.

Gib, dass wir aus der österlichen Kraft heraus mit Herz und Vernunft den drängenden Problemen und Herausforderungen begegnen. Wir denken an alle, die Verantwortung tragen und schwere Entscheidungen treffen müssen. Wir denken an die Menschen, die in medizinischen und pflegenden Berufen bis an ihre Belastungsgrenze gehen, an diejenigen, die in verschiedenen Diensten dafür arbeiten, dass wir mit allem Lebenswichtigen versorgt werden.

Gib, dass wir die kleinen und großen Zeichen gelingenden Lebens mit dankbarem, österlichem Staunen wahrnehmen. Wir denken an alle, die mit Einsatzfreude, viel Fantasie und Kreativität Wege suchen und finden, damit trotz fehlender realer Nähe unsere innere Verbundenheit spürbar bleibt.

Schenk uns Kraft zu österlichen Aufbrüchen, damit wir hinsehen und helfen, wo Leben leidet. Wir denken an alle, denen die Krisensituation in ihrem ohnehin schon schweren Schicksal noch stärker zusetzt: an die Menschen in den Kriegsgebieten, an Geflüchtete, an Obdachlose.

Schenk uns die österliche Zuversicht, dass verletztes Leben wieder heil werden kann. Wir denken an alle, die im Moment feststecken in einer Situation, die ihnen aussichtslos erscheint, an alle, die sich nach Perspektive sehnen und Veränderungsmut brauchen.

Lass jeden Tag neu das österliche Lebens-Ja wirksam werden, indem wir dem Wort deines Sohnes vertrauen: Ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Gott, zu dir beten wir voller Vertrauen:

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Segen

Ich wünsche Ihnen ein frohes Osterfest! Der Segen Gottes begleite Sie:

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Amen.